Interview mit Ehrenmitglied Werner Röder – Die Zeiten ändern sich

Mit seinen 82 Jahren ist er immer noch mit dem Fahrrad unterwegs. Auch hier haben sich die Zeiten geändert. Früher fuhr Werner Röder mit dem „Rennrädle“ von seinem Sohn Albrecht. Heute hat er ein E-Bike, besser gesagt: zwei, eines für den Ort und eines fürs Wochenende, wenn er Touren macht. Für Werner Röder waren und sind die Aufgaben und „Berge“ nie zu hoch. Röder wörtlich: „Heute  war ich mit dem E-Bike auf der Burg Teck. Schon ein bissle steil, an manchen Stellen auch gefährlich wegen dem Schotter, aber eine gute Sicht und ein schöner Tag“.

So sehen heute die Sonntage von Werner Röder öfters aus. Dann erzählt er, wie das mit dem Verein der Freien Wähler so angefangen hat.

Werner Röder, Küfermeister und Getränkehändler in der Schillerstraße, war bereits mit 29 Jahren ein junges Mitglied im Reichenbacher Gewerbeverein (heute: WIR). Er kandidierte 1965 zum ersten Mal auf der Liste der Freien Wähler für den Gemeinderat. Damals handelte es sich dabei um eine lose Liste ohne Vereinsstatus, ein „loser Haufen“, wie Werner Röder passend bemerkt.

Bei Gemeinderatswahlen gab es damals einen 3-jährigen Wahl-Rhythmus. Gewählt wurde jeweils die Hälfte des Gemeinderats, und zwar auf 6 Jahre; heute wird demgegenüber jeweils der komplette Gemeinderat auf 5 Jahre gewählt. Der Vorteil früher war, dass damals erfahrene Gemeinderäte ihr Wissen immer an Neue und Unerfahrene weitergeben konnten, nämlich alle 3 Jahre.

Wählen konnte man in dieser Zeit erst ab 21 Jahren. Werner Röder meinte, dass damals in der Regel 40- bis 70- jährige Männer im Gemeinderat saßen. An Jüngere und an Frauen kann er sich kaum erinnern. Ihm selbst haben 1965 lediglich 10 Stimmen gefehlt um selbst in den Gemeinderat einzuziehen. Werner Röder seufzt tief und meinte: „Das war eine Enttäuschung“. Aber sein kommunalpolitisches Interesse blieb ihm dennoch erhalten.

Im Jahre 1990 wurde Werner Röder dann zum ersten Vorsitzenden des Vereins Freie Wähler Reichenbach an der Fils e. V. gewählt. Diese Aufgabe hat er sieben Jahre mit viel Herzblut ausgeübt, bis Andreas Hollatz dieses Amt von ihm übernahm.

Drei Vorsitzende tragen die Fahne der Freien Wähler: der seit 2015 amtierende Vorsitzende Michael Teichmann (links), Andreas Hollatz (Mitte), Werner Röder (rechts).

Für die Vereinsarbeit der Freien Wähler in den neunziger Jahren waren wichtig: Vorträge über wirtschaftliche Themen für die Handwerker von Reichenbach, gemeinsame Ausflüge wie z. B. ins frühere Kernkraftwerk Neckarwestheim, zwanglose Zusammenkünfte zum Gespräch und Gedankenaustausch.

Alle Vorträge, die jährliche Hauptversammlung und das jährliche „Feschtle“ am Jahresende wurden im „Goldenen Hirsch“ in der Stuttgarter Straße abgehalten, damals sozusagen das erste Haus am Platz.

 

Früher wie heute:

Wie Werner Röder berichtete, gab es auch schon früher vor jeder Gemeinderatswahl Prospekte mit den zur Wahl stehenden Kandidaten, die sich so mit einer Kurzbiografie und mit ihren kommunalpolitischen Interessensgebieten vorstellen konnten. (Die nächste Gemeinderatswahl findet übrigens im Mai 2019 statt; schon jetzt sind die Planungen dazu angelaufen.)

Auf die Frage, warum er auch heute wieder zu den Freien Wählern gehen würde, sagte Werner Röder wörtlich: „Die Freien Wähler sind keine politische Partei. Deshalb sind sie frei in ihren Entscheidungen; keine Partei kann ihre Richtung vorgeben.“

Am Schluss unseres Gesprächs äußerte Werner Röder noch ein paar Wünsche an die Freien Wähler Reichenbach an der Fils:

  • Weiterführen des kommunalpolitischen Stammtisches, der monatlich für die Mitglieder im Café Eberle stattfindet
  • „Feschtle“ der Mitglieder und ihrer Familien, um den engen Zusammenhalt zu bewahren (Bild vom September 2017)
  • Vorträge zu aktuellen Themen

Werner Röder und Michael Teichmann im Gespräch beim „Feschtle“ der Mitglieder und ihrer Familien im September 2017 

 

Dann richtete Werner Röder noch einen großen Dank an die aktuellen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, die sich engagiert für die Reichenbacher Bürgerschaft und ihre Belange einsetzen. Auch hier, meinte er, haben sich die Zeiten geändert: „Es ist nicht mehr selbstverständlich, ein Ehrenamt zu übernehmen“.

Das Gespräch führte Angelika Riemer am 24.06.2018. Sie bedankt sich herzlich bei Werner Röder für die ausführlichen „Geschichten von früher“.